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Erstellt von N. Huber

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Zeit für Herzensbildung

Berufsschüler der Oscar-Walcker-Schule begehen mit Flüchtlingen gemeinsamen Ethik-Religions-Vormittag

Die Flüchtlingskrise ist in aller Munde. Kein Tag, an dem nicht von Flüchtlingen, politischen Lösungsvorschlägen oder heftigen Diskussionen über deren Umsetzbarkeit in den Medien berichtet wird. Zeitgleich mit dem Erscheinen des Jahresberichtes von Amnesty International, der sich auch kritisch mit der deutschen Flüchtlingspolitik befasst, fand an der Oscar-Walcker-Schule Ludwigsburg ein themenbezogener Religions-Ethik-Block statt. Dieser widmete sich einen ganzen Vormittag lang intensiv dem Thema Flucht und Asyl.

Den regelmäßig in der Musikinstrumenten-Abteilung stattfindenden Religions-Ethik-Blockunterricht hat diesmal eine Schülergruppe thematisch vorbereitet. Zusammen mit Lehrkräften, Schulsozialarbeitern und geladenen Gästen, wie einer Gruppe syrischer Flüchtlinge und einem Vertreter von Amnesty International, vertieften sich insgesamt etwa 90 Schülerinnen und Schüler der gewerblichen Schule in diese öffentlich aufgeheizte Problematik.

In fünf thematisch getrennten Gruppen arbeiteten sie zu den Themen „Menschenrechte“, die „Situation der Flüchtlinge in Deutschland“, „Gemeinsames Musizieren“, der „Nahostkonflikt“ sowie „Medien und die Flüchtlingskrise“. In der fünften Stunde fanden sich dann in der Aula der Schule alle zur gemeinsamen Abschlussveranstaltung ein. Hier präsentierte die Gruppe „Gemeinsames Musizieren“ zusammen mit Flüchtlingen zwei Musikstücke. Diese hatten sie zuvor mit Flüchtlingen eingeübt, die sie nun singend und mehrhändig am Flügel begleiteten.

Den Höhepunkt der Veranstaltung bildete aber ohne jeden Zweifel ein Pantomimenstück, das Flüchtlinge vortrugen, die in der Sporthalle auf dem Schulgelände untergebracht sind. Dieses Stück stellte in beeindruckender Weise ihre Sicht der Situation in Syrien dar, in der Hilfsorganisationen vor Ort von der betroffenen Bevölkerung kritisch wahrgenommen werden, da sie aus unterschiedlichen Gründen zwar helfen wollen, meist jedoch nicht helfen können. Die Darsteller stellten sich anschließend den Fragen des Publikums, übersetzt durch einen Schüler.

Obwohl einige Schülerinnen und Schüler im Vorfeld zugaben, dass sie das Flüchtlingsthema aufgrund der medialen Verbreitung langsam zu nerven beginne, fand die überwiegende Mehrheit beim Feedback hinterher, dass es wichtig gewesen sei, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Das bestätigte auch Wolfgang Bohusch von Amnesty International, der die Schüler als „engagiert und sehr interessiert“ wahrnahm.

Diese geblockte Form des Religions- und Ethikunterrichts gibt es an der Oscar-Walcker-Schule in der Abteilung Musikinstrumentenbau seit dem Schuljahr 2014/15 als Modellversuch. In dieser Blockform lässt sich ein Thema intensiver bearbeiten als in einer klassischen Unterrichtsstunde. Zudem ist es möglich, Gäste einzuladen oder Exkursionen zu planen. Obwohl es für alle Beteiligte einen organisatorischen Kraftakt darstellt, schätzen Lehrer wie Schüler die Dynamik dieser Vormittage: „Hier können die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass für etwas Zeit ist, was heute immer weniger oder schon gar keinen Raum mehr bekommt: Herzensbildung, eine zunächst nicht messbare Größe“, wie Johannes Leicht, Religionslehrer der OWS, zusammenfasst.


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