Erstellt von N. Huber

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Jahrgangsbeste Azubis – TEIL 1

Die OWS spricht im Interview mit zwei „Oscar-Gewinnern“ und Kammersiegern über Ausbildung und ihr persönliches Erfolgsrezept

Jan, Sie haben bei Ihrer Gesellenprüfung als Bäcker im vergangenen Sommer nicht nur den Bildungs-Oscar der OWS bekommen, sondern auch die beste Kammerprüfung in Ihrem Beruf hingelegt. Nun sind Sie sogar noch von der Bäckerinnung ausgezeichnet worden. Herzlichen Glückwunsch dazu! Wie haben denn Ihre Familie und Ihre Freunde reagiert, als sie davon erfahren haben? 
Also erst mal bedanke ich mich dafür, dass Sie mich für ein Interview ausgewählt haben und das gehört auch zu den Dingen, die meine Familie und auch meine Freunde für total bewundernswert halten und sich sehr überrascht zeigen, wie viele Preise und Auszeichnungen ich erhalten habe. Sie freuen sich natürlich für mich und mit mir über meinen guten Abschluss.

Nicht jeder schafft so eine herausragende Leistung. Verraten Sie uns, was Sie im Betrieb und in der Berufsschule anders gemacht haben um Ihre Ausbildung so erfolgreich abzuschließen?
Zunächst mal muss ich sagen, ich habe mit der Bäckerei Trölsch einen super Ausbildungsbetrieb gehabt, der mir sehr zugesagt hat und mich in jeglichen Dingen, wie z.B. der Prüfungsvorbereitung mit meinem Meister Michael Spengler unterstützt hat, oder mir auch bei meiner Freizeitgestaltung sehr entgegenkam. In der Berufsschule habe ich eigentlich ganz normal wie alle anderen meine Aufgaben gemacht und wenn ich damit fertig war, hab ich den anderen Schülern versucht zu helfen. Also eigentlich nichts Besonderes. Mir hat einfach mein Beruf Spaß gemacht und dann kam alles von alleine.

Interessanterweise haben Ihre Eltern ja einen eigenen Bäckerei-Betrieb in Tübingen. Trotzdem haben Sie nicht etwa dort, sondern in Ludwigsburg gelernt. Welche Beweggründe hatten Sie dazu bewogen, statt des einfachen den schwierigeren und viel aufwändigeren Weg zu gehen?
Es gab einige Gründe, die dafür sprachen, woanders zu lernen. Zum einen lag es daran, dass ich schon von klein auf im elterlichen Betrieb mitgeholfen habe und es klar war, dass ich später wieder dahin zurück kommen würde. Deswegen wollte ich eine neue Erfahrung und mein eigenes Leben auf die Beine stellen. Zum anderen wollte ich nicht als "Sohn des Chefs" gesehen werden, sondern als normaler Azubi, den man auch mal anschnauzen darf und mit dem man normal arbeiten kann.
 
Der Ausbildungsberuf Bäcker gilt bei Jugendlichen jetzt nicht unbedingt als größter Wunschberuf. Schon allein die frühen Arbeitszeiten schrecken viele ab. Was reizt Sie so, dass Sie sich dennoch für diesen Handwerksberuf entschieden haben?

Ha, ich wusste, dass diese Frage kommen würde und ich versuche mich kurz zu halten, aber das fällt mir schwer, weil ich meinen Beruf echt liebe. Sie müssen verstehen im Grund genommen hat jeder Bäcker dieselben Grundzutaten, mal von Mehlunterschieden abgesehen, wäre das Mehl, Wasser, Hefe, Salz. Eigentlich müsste dann ein einheitliches Brot rauskommen, aber das tut es eben nicht. Es gibt niemals dasselbe Endprodukt und das macht es so spannend, da es so viele Stellschrauben gibt, die man verstellen kann um Geschmack, Frischhaltung, Schnittfähigkeit usw. zu verbessern und sich dadurch auch abzuheben vom alltäglichen Brot. Ein anderer Punkt ist, dass ich ein Mensch bin, der sehr gerne Dinge von Hand herstellt und auch sehen möchte, was er im Endeffekt hergestellt hat. Es freut mich zum Beispiel riesig, wenn ich meine eigenen Brezeln aus dem Ofen holen und sagen kann "Ja, diese herrlichen Brezeln habe ich gemacht", das zaubert mir noch immer ein Lächeln auf die Lippen. Und dann der herrliche Geruch, der die ganze Bäckerei umgibt und den ich das ganze Jahr über haben kann. Egal ob es draußen regnet oder schneit, als Bäcker hat man es immer schön warm. Und jetzt zu den "frühen Arbeitszeiten", also ich sehe die Arbeitszeiten als praktisch an, weil ich dadurch noch etwas vom Tag habe und meinen freien Mittag im Freibad, mit meinen Hobbys, oder mit Freunden in der Stadt verbringen kann. Wenn ich sehe, dass Freunde von mir morgens, wenn es dunkel ist, in die Arbeit gehen und abends, wenn es dunkel wird, wieder zurück kommen, dann will ich echt nicht tauschen.
 
Einige Jugendliche brechen oft vorzeitig ihre Lehre ab, weil sie unzufrieden sind. Können Sie jungen Berufsanfängern ein paar Tipps aus Ihren Erfahrungen geben, wie man so einen Karriereknick vermeiden kann?

Es gibt ja viele verschiedene Gründe, warum manche die Ausbildung frühzeitig abbrechen. Ich kann dazu nur sagen, dass es manchmal im Leben Momente gibt, bei denen man einfach mal auf die Zähne beißen und sich einen Ruck geben muss. Manchmal hilft es auch den Lehrer, den Schulsozialarbeiter oder den Meister darauf anzusprechen, wenn einen etwas bedrückt, und in der Regel kann einem dann auch geholfen werden. Ich kannte auch jemand, der war total unglücklich mit seinem Betrieb und meinte nur, es sei alles nicht auszuhalten. Dann hat er sich aber einen Ruck gegeben und versuchte es nochmal in einem anderen Betrieb und seitdem ist er sehr glücklich und zufrieden dort.
 
Erstaunlich ist, dass Sie nach Ihrer Ausbildung nicht gleich in den elterlichen Betrieb zurück nach Tübingen sind. Was machen Sie seither und welche weiteren beruflichen Pläne haben Sie?
Zurzeit mache ich eine Art "Walz", wie es von den Zimmermännern her bekannt ist, und reise in jeweils Drei-Monats-Etappen durch verschiedene namhafte Bäckerei-Betriebe um Erfahrungen zu sammeln. Und nach dieser Erfahrungszeit möchte ich gerne meinen Bäckermeister machen, und dann vielleicht noch ein Studium dranhängen, aber das ist noch offen.
 
Was Sie rund um Ihre Ausbildung sonst noch loswerden wollen:
Wichtig ist, was ich auf jedem Fall jedem mitgeben kann: macht das, was Euch Spaß macht und Euch begeistert. Schaut nicht auf das Geld, denn wenn Ihr Euren Job gut macht, kommt das Geld von alleine.

Vielen Dank für Ihre Zeit und Ihre ehrlichen Antworten. Wir wünschen Ihnen für Ihre weitere Zukunft alles Gute!

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