Erstellt von A. Döll-Schmitt

Aktuelles

„Ich würde es wieder tun“

Nur selten kommt es dazu, dass eine Person, die im Stammzellregister steht, auch wirklich spendet. Die Lehrerin Julia Wölfl ist eine davon.

Am Dienstag, den 17. Januar 2023 findet unter dem Motto „doppelt Leben retten“ ein Termin sowohl zur Blutspende als auch für eine Typisierungsaktion der DMKS statt. Dabei wird mit einem Wattestäbchen ein Abstrich der Wangenschleimhaut durchgeführt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nach einer Typisierung auch zur Stammzell- oder Knochenmarkspende kommt, ist eher gering: weniger als jeder Hundertste, der bei der DMKS registriert ist, wird jemals Stammzellen oder Knochenmark spenden.

Eine davon ist Julia Wölfl, Lehrerin an der Oscar-Walcker-Schule. Nur knapp sechs Wochen nach ihrer Typisierung bekam sie im Mai 2008 einen Anruf, dass sie als mögliche Spenderin in Frage kommt. Anschließend gab es noch einen Test beim Hausarzt, sowie einen großen Gesundheitscheck in der zuständigen Klinik in Nürnberg. Im September 2008 wurde ihr dort unter Vollnarkose Knochenmark aus dem Beckenkamm entnommen. „Das war damals noch das Standardverfahren“, berichtet sie. Heute reicht meist eine Stammzellspende aus, eine Knochenmarkentnahme ist nur noch in etwa 10 % der Fälle notwendig.

 „Zu diesem Zeitpunkt habe ich fast nichts über den Empfänger der Knochenmarkspende gewusst. Lediglich dass es sich um einen jungen, in Deutschland wohnenden Menschen handelt.“ Aber schon kurz nach der Spende traf ein Brief des Vaters der etwa 15-jährigen, an Leukämie erkrankten Patientin ein. „Er konnte seine Dankbarkeit kaum in Worte fassen. Die Transplantation war offenbar erfolgreich, seine Tochter konnte nach Hause.

Der anschließende Briefwechsel mit der Familie hat mich sehr berührt.“ Nach etwa sechs Monaten kam ein Anruf, ob Julia Wölfl noch einmal Stammzellen für die Patientin spenden würde. Diese Prozedur ist in etwa vergleichbar mit einer Blutwäsche, jedoch müssen vorher Medikamente zur Anregung der Stammzellproduktion gespritzt werden. „Auch dieses Mal wurde ich hervorragend betreut. Alle Kosten wurden übernommen, es gab einen Blumenstrauß und die Betreuung war insgesamt sehr herzlich“. Nach etwa drei Monaten kam der niederschmetternde Anruf von der DMKS, dass die junge Patientin verstorben war. Alles umsonst? „Nein“, antwortet Julia Wölfl „ich würde es sofort wieder machen. Der Briefkontakt mit dem Vater hat mir gezeigt, wie wertvoll ein knappes Jahr Leben sein können und wie viel Mut und Hoffnung es der Familie gegeben hat, dass ein fremder Mensch so viel getan hat, um das Leben ihrer Tochter zu retten.“


Zurück